Einführung
Als ich ungefähr 23 war, lag ich auf meinem Bett und fragte mich gedanklich: „Warum kann ich nichts erfassen, was ich höre oder lese?“
Der Gedanke verflüchtigte sich sogleich, denn es war zu anstrengend für mich, ihn weiterzuverfolgen. Ich war so etwas nicht gewohnt.
Aber eine flüchtige „Eingebung“ hatte ich und sie war wahr. „Grammatik“ hieß dieses Schlüsselwort. „Ich muss grammatisch folgen, indem ich die Sprache analysiere und dadurch verstehe", verstand ich. Es verging 1 Jahr bis 1 1/2 Jahre, indem ich genau in derselben (oder fast) Position auf dem Bett mich erneut dieselbe Frage fragte und mir dieselbe Antwort gab: "es ist die Grammatik". Mit dem Unterschied, dass ich diesmal das Grammatik-Projekt begann.
Das war kein leichtes Unterfangen- es erwies sich als riesig, gar nicht-machbar. Denn ein Satz bestand nicht nur aus den Satzgliedern, sondern er war auch syntaktisch kompliziert: verbunden, untergliedert und er bestand aus verschiedenen gewissen „Elementen“.
Es gab Satzglieder, aber sie waren von der Form her unterschiedlich voneinander und es gab sie in Gruppen und Sätzen!
Es wurden Teile miteinander verbunden (von Wortteilen hin bis zu Sätzen)… Es gab subjungierte Sätze… Ellipsen, Zusammengezogene Sätze, asyndetische Koordinationen mit und ohne Komma… Und Hauptsätze, Nebensätze, auch satzwertige Sätze… letztere beiden mit vielen verschiedenen Formen.
All das fiel mir auf (manches las ich auch) und ich musste es alles wissenschaftlich verarbeiten und aufnehmen, ohne dass es mir gelang eine Struktur zu entwickeln…
Eine Zeit lang (meist) nahm ich Zeitungsartikel, die meine Mutter von ihrer Nachbarin stets bekam, und versuchte sie zu analysieren.
Sie waren vom Text-Typ her unterschiedlich und ich konnte darin mit Linern, Markern und Fineliner für kleine Notizen arbeiten.
In den zwei Freiburger Haupt-Buchhandlungen fand ich ein großes Angebot an verschiedenen Grammatiken. Ich fand ein Buch, das praktisch und wie ein Grammatik-Einsteigerbuch aussah, auch innerlich, und ich lag goldrichtig. Es war „Die Deutsche Grammatik“ vom Pons-Verlag, der Preis war gering: damals 10 €. Das Kaufdatum war der 25. September 2017.
Meine Grammatikforschungen bestanden immer aus einer Mischung aus Eigenüberlegung und Theoriewissen aus meinen Grammatikbüchern, das ich anwendete. Ich merkte immer, dass jedes neue Grammatikbuch, das ich kaufte, zwar gut und sehr hilfreich war, aber nicht ausreichte- es war „unvollständig“, manchmal sogar fehlerhaft… Ich habe heute sehr viele Grammatiken, von denen ich wenige überhaupt nicht gebraucht habe.
Da ich ja nicht gut lesen konnte, weil ich grammatisch nicht gut analysieren konnte, versuchte ich mit so wenig Lektüre wie möglich auszukommen, um so viel wie möglich zu verstehen. Ich merkte jedoch, dass ich viel lesen musste, um die Grammatik zu verstehen. So las ich meine Grammatiken „frei“, ohne grammatisch zu analysieren, was natürlich anstrengend war, wie man sich vorstellen kann… Es war sehr schwierig und ich kam entsprechend langsam voran. Heute spreche ich von 7 Jahren des häuslichen strukturierten und mühevollen Grammatik-Studiums, bei dem meine ganze Konzentration, Aufmerksamkeit und viel (gefühlt: alle) Zeit gefragt waren. Ein Schritt folgte dem Nächsten. Ich durfte nichts vergessen, sonst hätte ich etwas folgendes nicht verstanden. So wie das immer ist...
Ich lernte in „Die Deutsche Grammatik“ zuerst die verschiedenen Satzglieder: Subjekt, Objekt, Prädikat, Adverbial, Prädikat, Prädikativ und das Satzgliedteil Attribut. (Wieviele Satzglieder es gibt (von 5, 6 oder 7) und ob das Satzgliedteil als solches (als Satzglied) gilt, wird verschieden interpretiert.)
Was war ein Satzglied und erst ein Satzgliedteil? Und ein Adverbial? Subjekt und Objekt, das wusste ich. Aber dass sie als Ergänzung oder Angabe als Valenz eines Verbs galten (so wie auch das Adverbial- als sog. Aktanten) war mir neu. (Es empfiehlt sich deshalb den Kasus der Ergänzung/Angabe mitzulernen und auch die Valenz: ist ein Verb 1-,2-3- oder gar 4-wertig?). Wie konnte man sich erklären, dass Sätze ineinander verschachtelt sind und ein Hauptsatz sie umschließt? (es hat mit dem Grad der NS zu tun, wenn sie nicht gleichgeordnet sind). Wann wird das Komma gesetzt (zwischen einem HS und einem NS, zwischen zwei HS gibt es bestimmte Regeln, zwischen zwei NS setzt man keines).
Für alles brauchte ich eine Erklärung und zwar in den Grammatiken. Sonst hätte ich sie mir selbst entwickeln müssen, was sehr schwierig geworden wäre, aber ich im Grunde eigentlich schon tat durch meinen Ansatz des kompletten Erfassens der Materie- eine „Wissenschaft erfinden“. Ich bin der festen Überzeugung, dass man eine Wissenschaft oder auch Handwerk erst begreift, wenn man sie komplett verstanden hat. Sonst wird man daran scheitern und es entstehen Fehler.
Das Praktizieren der Arbeit wird diletantisch und schlecht.
Danach die unterschiedlichen Adverbial-Typen: Modal, Restriktiv, Konditionell, Final, Konzessiv… und wie man danach fragte (bspw. „wie?“ nach einem Modaladverbial und „warum“ nach einem Konditionaladverbial etc). Das Modaladverbial wurde manchmal als Oberkategorie für eine Reihe von Adverbialtypen betrachtet und manchmal nicht.
Sie hatten alle verschieden Formen, die ich dann auch mir aneignete.
Was war eine Konjunktion und eine Subjunktion? Manche Grammatiken fassen beide Begriffe zusammen unter Konjunktion…
Die Koordination von Teilen war mir immer sehr fremd und unverständlich, ich lernte sie erst viel viel später. Ganz begriffen habe ich es erst heute. Die Satzteile und auch Wortteile werden verbunden! Konjunktionen verbinden Teile, die damit koordiniert werden: sie werden verbunden, man kann auch sagen: koordiniert, so wie das Wort „Koordination“ es auch bezeichnet/sagt. Im Gegensatz zu den Subjunktionalen Sätzen und Valenz gebundenen Elementen, die „Leerstellen“ des Verbs, das das Zentrum eines Satzes darstellt, besetzen.
Das Grammatik-Standardwerk „Die Grammatik“ vom Verlag Duden, das ich einige Jahre später entdeckte und kaufte, beinhaltete als mein erstes Grammatikbuch dieses Thema.
Es beschäftigte mich auch immer die Frage, was ein Satzglied eigentlich sei.
(to be continued)